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1. Frau Schwörer, warum ist es für Sie wichtig, über Partizipative Lehre zu forschen?
Ich finde es sehr wichtig, weil eine gewisse Art Zusammenhalt dadurch entsteht. Man kann sich auf Augenhöhe begegnen, ohne dass man dadurch auf ein Vorurteil reduziert wird. Auch entsteht dadurch ein sehr wertschätzender Umgang und ich finde es auch wichtig, über unterschiedliche wissenschaftliche Themen aufzuklären, auch was die inklusive Forschung angeht.
Menschen mit einer offiziellen Beeinträchtigung sind Menschen, so wie alle anderen auch. Also ist es wichtig, dass man sich für eine Beeinträchtigung nicht mehr rechtfertigen muss. Wenn zum Beispiel ein Mensch mit Beeinträchtigung einen Vortrag hält, soll es um den Vortrag und nicht um seine Beeinträchtigung gehen, denn oft ist es so, dass doch die Beeinträchtigung gesehen wird und nicht die Persönlichkeit. Es ist wichtig, dies durch partizipative Forschung zu beenden und dass es mehr zur Selbstverständlichkeit wird, dass bei jeder Person die Persönlichkeit gesehen wird.
Ich finde unsere gemeinsame Arbeit zeigt, dass es nicht auf eine Beeinträchtigung ankommt, sondern auf Engagement und Ideenreichtum. Das Wichtigste ist der Mensch selbst. Wir klären darüber auf, welche Vorurteile es noch gibt und wie wir diese überwinden können.
2. Woran merkt man, dass Hochschulen noch nicht inklusiv sind?
Immer wenn ich an einer Hochschule bin, um ein Seminar oder Vorlesung zu halten, merke ich, dass noch nicht alles barrierefrei ist und manchmal werde ich aufgrund meiner Beeinträchtigung anders behandelt.
Wenn ein Mensch mit Beeinträchtigung an der Hochschule studieren möchte, sind die Lernmaterialien nicht für alle zugänglich und es ist auch so, dass viele Menschen mit einer offiziellen Beeinträchtigung immer noch nicht die Möglichkeit haben zu studieren, weil sie dafür den nötigen Abschluss nicht haben, weil ihnen die Förderung gefehlt hat. Ich selber hätte gerne auch studiert und hatte aufgrund der Beeinträchtigung und der Wechselwirkung nicht die Möglichkeit dazu.
In meiner Schulzeit wurde ich durch Diskriminierung und Vorurteile behindert, weil man mir nicht so viel zugetraut hat. Viele Lehrkräfte haben geglaubt, dass ich gar nichts kann und haben mich wegen Nichtigkeiten beschimpft und nur meine Beeinträchtigung gesehen und nicht wer ich wirklich bin und dadurch hat mir eine gute Förderung gefehlt. Aus diesem Grund konnte ich kein Gymnasium besuchen und kein Abitur machen und somit auch nicht studieren. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, zu studieren, hätte ich Kunst und Philosophie studiert.
3. Warum ist Ihre Perspektive als Bildungsfachkraft im ParLink-Projekt wichtig?
Es ist so, dass ich immer versuche, in anderen Dimensionen zu sehen, weil ich finde, dass in unserer Gesellschaft Vieles versteckt ist, was ich sichtbar machen möchte. In der Welt gibt es viele wertvolle Potenziale, die viel besser genutzt werden könnten und das bezieht sich nicht nur auf das Thema Beeinträchtigung, sondern auf alle Vielfaltsdimensionen. Ich finde, dass jeder Mensch schon mit Barrieren konfrontiert worden ist und jeder trägt auch Fähigkeiten in sich, die sich entfalten können, wenn das Engagement da ist.
Ich finde, wenn es zu einer Entfaltung kommt, dann ist es eine Beflügelung und ich finde, wenn die Wechselwirkung stimmt, dann gibt es auch keine Barrieren mehr. Wenn wir die Augen unseres Herzens öffnen, dann können wir vieles sehen, was noch unsichtbar ist.
Wenn ich in der Fokusgruppe arbeite, habe ich das Gefühl, keine Beeinträchtigung mehr zu haben, weil ich angenommen werde, wie ich bin. Behindert fühle ich mich nur, wenn ich eben nicht akzeptiert werde.
4. Was können Studierende durch Partizipative Lehre lernen?
Sie können sich gegenseitig inspirieren, der Zusammenhalt kann sich gegenseitig stärken. Partizipative Lehre kann den Blick für das Wesentliche schaffen, und die interaktive und kreative Arbeit fördert den Geist. Generell kann man durch Partizipative Lehre empathischer und mehr auf Augenhöhe mit anderen Menschen umgehen und dadurch können auch sichtbare und unsichtbare Barrieren abgebaut werden.
5. Was sind Ihre Wünsche für Inklusion in der Hochschul-Lehre?
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen die Möglichkeit haben zu studieren und dass jemand die Hilfe, die er braucht, auch bekommt. Es sollte an der Universität Projekte und Kurse für gemeinsame Stärkung geben und die Möglichkeit, sich bei Problemen jemandem anzuvertrauen.
Laura Schwörer arbeitet als Bildungsfachkraft im Institut für Inklusive Bildung in Kiel. Sie ist als Ko-Forscherin Teil der Partizipativen Forschungsgruppe des ParLink-Forschungsprojektes.