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1. Frau Dr. Lauber-Pohle was ist Ihre persönliche Motivation, sich mit Fragen der inklusiven Bildung zu beschäftigen?
Meine wissenschaftliche und pädagogische Herkunft ist die allgemeine, öffentliche Erwachsenenbildung, die für sich den Anspruch auf Zugänglichkeit und Offenheit für Alle erhebt. Während meiner Promotionszeit hat sich mein beruflicher Schwerpunkt in Richtung Blinden- und Sehbehindertenpädagogik im (höheren) Erwachsenenalter verlagert. Je länger ich mich mit beiden Themengebieten und ihren jeweiligen Akteuren in Politik, Forschung und Praxis beschäftigt habe, desto deutlicher wurde mir die Verschiedenheit der beiden Arbeitsfelder, obwohl sie inhaltlich und auch in ihrer Zielsetzung viele Gemeinsamkeiten haben. Da ich mich mit diesen Trennungen und Überschneidungen beschäftigt habe, ist es mir zum Anliegen geworden, Inklusion und die Ideen des Lebenslangen Lernens stärker miteinander zu verknüpfen. Ich möchte Fragen der Inklusion im Erwachsenenalter sowohl blinden- und sehbehinderungsspezifisch bearbeiten als auch erwachsenenpädagogisch reflektieren.
2. Wie würden Sie Ihr Projekt in einem Satz beschreiben?
Das Projekt schlägt eine Brücke zwischen öffentlicher, allgemeiner Erwachsenenpädagogik und dem Lernen Erwachsener mit Blindheit und Sehbehinderung, um das gegenseitige Verständnis und das öffentliche Bildungsangebot für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung zu verbessern.
3. Sie erarbeiten im Projekt ein Konzept für die Qualifizierung von pädagogischem Personal für inklusive Bildung an Volkshochschulen mit Schwerpunkt auf die Zielgruppe blinder und sehbeeinträchtigter Menschen. Was erhoffen Sie sich dadurch langfristig?
Wir wollen mit den Fortbildungsreihen zunächst einen Raum schaffen, um über Inklusion im Kontext von Blindheit und Sehbehinderung im Erwachsenenalter zu sprechen. In einem zweiten Schritt denken wir darüber nach, wie das Thema auf allen didaktischen Ebenen – von der Programmplanung über die Anmeldung bis zur Durchführung der Kurse – verankert werden kann. Wenn es gelingt, die Fortbildungsreihen zu einem regelmäßigen Teil des Fortbildungsangebots der Volkshochschulen werden zu lassen, wäre dies eine wichtige Basis für die inklusive Erwachsenenbildung. Dafür kooperieren wir mit dem Hessischen Volkshochschulverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV e.V.) und dem Deutschen Verein der Blinden- und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS e.V.) sowie der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista e.V.).
4. Im Projekt berücksichtigen Sie außerdem die Bedarfe der blinden und sehbeeinträchtigen Menschen selbst und fragen, welche Unterstützung sie im Kontext der Bildungsangebote brauchen. Was war bislang für Sie die erstaunlichste Erkenntnis?
Bei der Auswertung der Daten aus der Online-Befragung und den Interviews mit Teilnehmenden beschäftigt uns immer wieder die Frage, wie beide Gruppen – öffentliche Erwachsenenbildung und Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung – mehr voneinander wissen und übereinander lernen können. Einerseits können sich viele blinde und sehbehinderte Menschen vorstellen, Kurse an der Volkshochschule zu besuchen, andererseits gibt es wenige Informationen darüber, welche Angebote es bereits für Menschen mit Behinderungen gibt und wie eine Teilnahme aussehen könnte.
Auf Seiten der Einrichtungen hat uns das Interesse am Projekt und die Bereitschaft positiv überrascht, sich mit den Fragen der Inklusion auf allen Ebenen zu befassen: Von der Leitung über die pädagogischen Mitarbeitenden und der Verwaltung bis hin zu den freiberuflichen Kursleitungen. Es gibt bereits viele Erfahrungen und individuelle Ansätze; jetzt wäre ein umfassender, systematischer Zugang für Menschen mit Sehbeeinträchtigung wünschenswert. Eine Möglichkeit sich systematisch mit dem Thema Inklusion und Behinderung im Kontext von Volkshochschulen zu beschäftigen, sind die beiden Fortbildungsreihen, die wir im Projekt entwickeln.
5. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung, um inklusive Bildung in allgemeinen Weiterbildungsangeboten umzusetzen? Und was bedeutet das für Ihr Projekt?
Die größte Herausforderung ist es, eine hohe fachliche Qualifikation für Inklusion zu erreichen und gleichzeitig handlungspraktische Strategien für eine direkte Umsetzung herauszuarbeiten. Wenn die Fortbildungen dazu beitragen, dass die Volkshochschulen und Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung, aber auch die verschiedenen Mitarbeitergruppen in den Volkshochschulen miteinander in den Dialog treten, Ressourcen bündeln und für das planende und lehrende Personal zugänglich machen, haben wir wesentlich zu einer inklusiven allgemeinen Erwachsenenbildung beigetragen.
Dr. Sabine Lauber-Pohle ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der AG „Erwachsenenbildung/Weiterbildung“ bei Professor Dr. Seitter auf der Kooperationsstelle der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg (blista e. V.) am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Blinden- und Sehbehindertenpädagogik im Erwachsenenalter, Inklusion und Lebenslangens Lernen, wissenschaftliche Weiterbildung sowie Netzwerkforschung.